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Sängerehrenmal Melkendorf

Sängerehrenmal Melkendorf

 

Der Fränkische Sängerbund (FSB), der mitgliederstärkste Chorverband in Bayern, besitzt mit dem Sängerehrenmal in Melkendorf ein einzigartiges Denkmal, das an die verstorbenen Sängerinnen und Sänger der Mitglieds-Chöre im FSB erinnern soll.
Ursprünglich wollten die Sänger der Liedertafel Melkendorf den in den beiden Weltkriegen ums Leben gekommenen Soldaten der Gemeinde ein Denkmal errichten. Doch schon während der Planungsphase wurde diese Idee grundlegend erweitert. Es sollte schließlich ein Altar aufgestellt werden, in dem Gedenkbücher verwahrt werden konnten. Dabei erhielt jeder der damals zwölf Sängerkreise des FSB ein eigenes Gedenkbuch. Ein weiteres Buch war für den Verband sowie für die Geschichte des Denkmals vorgesehen. Jeder Verein des FSB bekam im Gedenkbuch seines Sängerkreises ein eigenes Titelblatt mit den Namen seiner in den beiden Weltkriegen gefallenen Sänger. Auf zusätzlichen Blättern konnten jedes Jahr die Namen weiterer verstorbener Sängerinnen und Sänger ergänzt werden. Die Liste sollte hierbei rückwirkend mit dem 1. September 1939 beginnen und auf unbestimmte Zeit fortgeführt werden. Der Altar ist eindrucksvoll umrahmt von zwölf steinernen Säulen, die im Halbrund aufgestellt sind. Sie stellen stellvertretend die Sängerkreise des FSB dar.
Mittlerweile bestehen im FSB 13 Sängerkreise. Das Sängerehrenmal wurde jedoch, vermutlich aus architektonischen Gründen, nicht um eine zusätzliche Säule ergänzt. Stattdessen teilen sich die Sängerkreise Nördliche Oberpfalz und Oberpfälzer Jura gemeinsam eine Säule.
Jedes Jahr Mitte Juni hält der Gesangverein Liedertafel Melkendorf zusammen mit der Sängergruppe Hallstadt einen Gedenkgottesdienst zu Ehren verstorbener Sängerinnen und Sänger am Sängerehrenmal ab.

Mortui vivimus

Das auf den schmiedeeisernen Gittern des Altars zu lesende „MORTUI VIVIMUS“ (lat., Wir Toten leben) soll die Besucherinnen und Besucher daran erinnern, dass es die Pflicht der Lebenden ist, das Andenken an die Verstorbenen zu bewahren und sie in den Erinnerungen und im Herzen lebendig zu halten. Dabei steht es jeder und jedem Einzelnen offen, ob dies in Gedanken oder singend geschehen soll.

 

Franz Seuling und die Familie Dorscht

Ohne Franz Seuling (1894–1964) wäre das Sängerehrenmal sicher nie entstanden. Er war ab 1950 Chorleiter der Liedertafel Melkendorf und kam aus dem nahe gelegenen Bamberg. Von ihm stammte die Idee für dieses Denkmal. 1951 bot der Sänger August Dorscht (1900–1985) dem Chorleiter ein Grundstück auf dem sogenannten „Hohen Hahn“ kostenlos an. Dort hätte sich Franz Seuling mit Hilfe der Melkendorfer Sänger ein Wochenendhaus bauen können. Er war jedoch an einem Wochenendhaus nicht interessiert und arbeitete stattdessen seine Überlegungen zum Denkmal weiter aus. August Dorscht, dem auch ein nahegelegener Steinbruch gehörte, fand offensichtlich Gefallen an der Idee und stiftete zusätzlich zum Grundstück die zum Bau des Denkmals benötigten Steine. Er und sein Sohn Geo (1927–2010), der das Sängerehrenmal bis zu seinem Tod betreute, wurden zu den unermüdlichsten Helfern bei diesem großen Projekt.

Der Bau des Denkmals

Insgesamt leisteten rund 120 Helferinnen und Helfer über 5.000 freiwillige Arbeitsstunden. Dank großzügiger Material- und sachgebundener Geldspenden ging das Projekt schnell voran. Der Abbruch der Steine und der Transport der für den Bau benötigten Materialien begannen im November 1952. Fast 500 Schubkarren Erde wurden abgetragen, bevor eine erste Fuhre Steine Mitte Dezember mit einem Kuhschlittengespann auf den „Hahn“ abtransportiert werden konnten. Mit bis zu fünf bespannten Schlitten wurden in den folgenden Wochen rund 150 Kubikmeter Steine zum Bauplatz gebracht. Daneben wurden fast 60 Kubikmeter Sand, 120 Zentner Zement und Kalk sowie ca. 30 Kubikmeter Wasser benötigt. Der eigentliche Bau des Ehrenmals begann am 23. Februar 1953 mit Aushubarbeiten. Am 8. März 1953 erfolgte die Grundsteinlegung. Wenige Monate später, am 26. Juli, konnte das Sängerehrenmal bereits feierlich eingeweiht werden, im Mai 1954 erfolgte die Stiftung an den FSB.
Bis heute werden die Gedenkbücher von einem Urkundenschreiber auf Basis der an den FSB jährlich gemeldeten Sterbefälle fortgeführt. Die Betreuung des Ehrenmals hat Reiner Dorscht von seinem Vater übernommen.

 

Der Weg zum Ehrenmal

Das Ehrenmal erreichen Sie über die Autobahn A73, Ausfahrt „Memmelsdorf“. Dann weiter in Richtung Litzendorf nach Melkendorf, dem Schild „Sängerehrenmal“ folgend. Von Ortsmitte Melkendorf führt ein befestigter Weg zur Gedenkstätte empor. Gehbehinderte können nach Absprache mit dem Betreuer des Ehrenmals in Ausnahmefällen bis zum Denkmal hochfahren oder gefahren werden.

Falls Sie Einsicht in die Gedenkbücher nehmen wollen, melden Sie Ihren Besuch bitte rechtzeitig beim Betreuer des Ehrenmals an:
Reiner Dorscht, Mühlgasse 2, Telefon: 09505-7652, E-Mail: reiner.dorscht@googlemail.com

Die Chronik können Sie hier herunterladen.